Am 1.Mai wird traditionell demonstriert – nicht nur von Gewerkschaften. Gerade im Jubiläumsjahr von 68 könnte man sich daran erinnern, dass auch Studenten für ihre Rechte auf die Straße gehen können. In Nürnberg ist am ersten Mai jedenfalls einiges los:
Der DGB marschiert unter dem Motto „Gute Arbeit muss drin sein!“ gegen Niedriglöhne und für Mindestlohn, „Gleichen Lohn für gleiche Arbeit“ und „Gute Ausbildung für Alle“ um 10 Uhr am Maffaiplatz los.
Die revolutionäre 1.Mai Demonstration beginnt nur wenig später um 10:30 an der Bauerngasse Ecke Gostenhofer Hauptstraße (nächste Haltestelle U1 Gostenhof). “Nazis stoppen! Ausbeutung und Unterdrückung beenden! Kapitalismus abschaffen! Es gibt keine Alternative zur sozialen Revolution!“ lautet dort das Motto.
Die Demo endet diesmal direkt an der Route des leider ebenfalls angemeldeten Naziaufmarsches.
Die braunen Horden wollen Nürnberg gegen Mittag heimsuchen. Die NPD mobilisiert bundesweit zu einem Naziaufmarsch mit Beginn um 13:00 Uhr am U-Bahnhof Herrenhütte. Von dort wollen die Faschisten durch die Nordstadt bis zum Rathenauplatz ziehen. U.a. sollen Udo Voigt, Bundesvorsitzender der NPD und Ralf Ollert, bayerischer NPD-Vorsitzender und Nürnberger Stadtrat für die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ Brandreden halten.
Leider hat sich die Stadt Nürnberg im Umgang mit Nazi-Demonstrationen in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert, und hält auch diesmal an dieser traurigen Tradition fest. Wieder einmal hat die Stadt keinen Verbotsantrag für die Demo gestellt, wieder einmal sollen die Faschisten kostenlos von der VGN herum kutschiert werden. Und natürlich hat Nürnberg 3000 Polizisten bestellt, die die Nazis schützen sollen. Alles auf Kosten der Steuerzahler versteht sich. Dagegen richtete sich bereits eine Demonstration am 12.April. Immerhin ist die skandalöse Strategie des „aktiven Ignorierens“ inzwischen ad acta gelegt worden. Vor einigen Jahren hatte Maly diese Losung ausgegeben, und dafür geworben, die Naziaktivitäten einfach nicht zu beachten. Die Presse hielt sich an die Vorgaben und verschwieg Nazi-Demonstrationen wie Gegenaktivitäten vollkommen. Dafür erntete Maly zu Recht Kritik, trägt doch diese Strategie erstens dazu bei, National-Sozialistische Aktivitäten als Normalität zu etablieren. Zweitens könnten die Faschisten wenn sie einfach ohne Gegenaktionen zu Hunderten durch die Nürnberger Straßen ziehen könnten ungehindert Migranten, Behinderte, Homosexuelle und politische Gegner jagen, verletzen und ermorden. Weit über Hundert neonazistische Morde seit der Wiedervereinigung sprechen eine eindeutige Sprache.
Doch die Stadt sieht ihre Hauptaufgabe anscheinend nicht im Schutz der Nürnberger Bürger und der Verhinderung von faschistischen Aktivitäten und Rassenhetze. Der zuständige Stadtrechtsdirektor Hartmut Frommer warb statt dessen dafür, den Neo-Nazis die «kalte Schulter» zu zeigen. «Sonst müssten wir der NPD den Weg freiknüppeln.»
Und was machen die 3000 Polizisten in Nürnberg, außer die halbe Stadt abzusperren und den Verkehr fast vollständig zum Erliegen zu bringen? „Die Polizei will um jeden Preis verhindern, dass die Autonomen den NPD-Aufzug blockieren“.
Um die Nazis zu schützen, wird also wieder weinmald er Ausnahmezustand verhängt. Wer diese Beschreibung für übertieben hält, sollte das Geschehen am Donnerstag Nachmittag einfach mal selbst begutachten.
Möglichkeiten, den Nazis zu zeigen, dass sie unerwünscht sind, und man rassistische und antisemitische Hetze nicht einfach hinnimmt, gibt es am 1.Mai zuhauf. Z.B. entweder im Anschluss an die revolutionäre 1.Mai Demonstration, oder bei der Kundgebung des Nürnberger Bündnis gegen den NPD-Aufmarsch.
Danach bietet sich die Möglichkeit, sich beim internationalistischen Straßenfest in Gostenhof mit Speis und Trank zu stärken, Bands zu lauschen, feiern, usw.
Beginn ist um 14:00 Uhr neben dem Nachbarschaftshaus Gostenhof an der Müllnerstraße /Ecke Adam-Klein-Straße.